Es ist Sonntag in Böhmzwiesel, ein ruhiger, sonniger Spätsommersonntag, ganz wie es sein soll. Aber in der Siedlung am Rand des Dorfes reiben sich die Hausbesitzer verwundert die Augen: Da kommt eine bunte Truppe auf den kleinen Streifen Acker zwischen Häusern und Straße, es werden immer mehr, mit massenweise Kisten, Kindern, Kopftüchern, Hüten – zum Erdäpfel klauben! Von Hand! Längst hat der Fortschritt die Menschheit von der Sonntagsarbeit befreit, wer Kartoffeln will kriegt sie in jedem Supermarkt an jedem Tag des Jahres. Aber diese spinnerten Stoderer meinen wohl, das Glück der Erde liegt in einem krummen Rücken, einem kleinen Sonnenstich, möglichst viel Dreck am ganzen Körper und ab und zu dem erfrischenden Tritt in eine faulige Kartoffel.

Vielleicht gut, dass sie nicht wussten, dass wir noch lang nicht genug davon hatten, sondern uns zum nächsten Ackerstreifen am Waldrand aufgemacht haben, für noch mehr wunderschöne, gesunde, köstliche selbstgeerntete Erdäpfel…

Es war herrlich, mit gefühlt der halben Solawi in diesen langen Reihen zu stehen, zu warten, bis der fesche Junglandwirt auf seinem Oldtimer-Bulldog wieder vorbeikommt, sich auf die nächsten Kartoffeln zu stürzen und dazwischen zu ratschen, zu träumen, zu spielen… Ja, das Glück der Erde liegt (auch) auf dem Kartoffelacker!

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