Eine Karotte ist eine Karotte ist eine Karotte… Oder nicht? Die wilde Karotte ist eher weiß; Gemüse-Karotten können gelb, orange, rot oder lila sein. Das lernt man auf dem Markt und im Bioladen, vermehrt auch im Supermarkt. Und dann sind da noch die unsichtbaren Unterschiede, und hier wird es richtig spannend: Was unterscheidet Saatgut von Saatgut, und was machen diese Unterschiede mit der Wurzel, die wir essen? Am 3. und 4. November kam Martina Gaith zu uns nach Passau, um einen Vortrag und einen Workshop zum Thema „Samenfeste Sorten” zu halten. Sie kommt aus der Schweiz, hat einen ausgeprägt antroposophischen Hintergrund und ist ausgebildete Gärtnerin, Eurythmistin und Erwachsenenbildnerin.
Im sehr gut besuchten Vortrag ging es zunächst um das in der Landwirtschaft aktuell vorherrschende Verfahren in der Pflanzenzucht, die „Hybridzucht“. Ziel hierbei ist, möglichst hohe, gleichförmige und stabile Erträge zu erhalten, wobei das Verfahren der Inzucht eine große Rolle spielt. Die durch die Hybridzucht entstandenen Eigenschaften der angebauten Pflanzen werden nicht über die Samen weitergegeben. Um die gewünschten Eigenschaften auch bei der nächsten Aussaat zu bekommen, muss immer neues Saatgut gekauft werden. Im Unterschied dazu bedeutet „samenfest“, dass die Eigenschaften der Pflanze in den von ihr produzierten Samen enthalten sind. Wer diese Pflanzen anbaut, kann selbst das Saatgut für die nächste Aussaat erzeugen.
Die verschiedenen Verfahren haben damit unterschiedliche Auswirkungen auf unser Wirtschaftssystem. Wie im Vortrag von Martina Gaith gehört, haben sie aber auch unterschiedliche Auswirkungen auf unsere Ernährung. Denn wer sich damit beschäftigt, wie unsere Lebensmittel beschaffen sein sollten, um unserer individuellen Entwicklung zu dienen, landet schnell bei dem Punkt, dass den aus Hybridzucht stammenden Pflanzen für uns Menschen wichtige Aspekte verloren gehen.
Im Workshop stellte Martina Gaith die „Wirksensorik“ als Methode vor, wie man die relevanten Unterschiede selbst erspüren kann.
Das Ergebnis aus Vortrag und Workshop war klar: Die Hybridzucht entspricht den wirtschaftlichen Interessen: höher, schneller, weiter. Die Sorten aus samenfester Zucht dagegen entsprechen den eigentlichen Bedürfnissen der Menschen nach umfassend guter Nahrung, Unabhängigkeit und Selbstbestimmung. Deshalb lautet das Fazit: Die Zukunft ist samenfest!

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